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Genever und Gin

Die ältesten Quellen in der Mitte des 17. Jahrhunderts berichten von einem Wacholderschnaps des Arztes François de la Boe mit Namen Genever. Heute ist Genever bzw. Jenever ein Wacholderschnaps, der von niederländischer oder belgischer Herkunft ist und über einen Alkoholgehalt von mindestens 35% vol verfügt. Er gilt heute in traditioneller Rezeptur als Vorläufer des Gin. Vor allem das niederländische Schiedam und das belgische Hasselt tun sich bei der Destillation von Genever hervor. Überwiegend wird für seine Herstellung auf Gersten- oder Roggenmalz zurückgegriffen. Zur Aromatisierung werden Wacholder, teilweise auch Kümmel, Anis und Koriander hinzugefügt. Wahrscheinlich wollte man anfänglich durch die Zugabe von Gewürzen und Kräutern, den durch die damals noch unzureichende Destillationstechnik bedingten Fuselgeschmack, überdecken.

Genever kann man sowohl als "Jonge Genever" als auch als "Oude Genever" bekommen, was keine Frage des Alters ist (jonge = jung und oude = alt). Der Unterschied liegt in der traditionellen ("alten") oder neuen ("jungen") Destillationsmethode. Der im Brennblasen-Verfahren erzeugte alte Genever hat einen einen leicht süßen Geschmack, wohingegen der in der Brennkolonne erzeugte junge Genever eher leicht und neutral schmeckt.

Als Wilhelm III. von Oranien-Nassau 1689 den englischen Thron bestieg, brachte er den Genever aus seiner Heimat mit. Er stellte die Produktion von Wacholderschnaps steuerfrei und belegte gleichzeitig den Import französischer Spirituosen mit hohen Steuern. Englische Soldaten, die die Holländer im Holländisch-Spanischen Krieg unterstützten, brachten den Genever auf die Insel, wo er den Namen Gin erhielt. Ein Erlass aus dem Jahre 1690 besagt, dass der Gin nur aus englischem Getreide erzeugt werden darf.

Die Erzeugung von Gin beginnt mit der Herstellung eines Feindestillates, das über einen Alkoholgehalt von ca. 96% vol verfügen sollte. Neben dem typischen Wacholder, der jeden Gin prägt, findet man eine schier unendliche Aromenvielfalt, die für die Vielfältigkeit des Gin-Angebotes verantwortlich ist. Diese Aromen werden in der Fachsprache als Botanicals bezeichnet und umfassen sowohl Beeren, Früchte, Gewürze, Kräuter, Samen, Rinden, Fruchtschalen und Wurzeln. Im Allgemeinen entscheidet sich der Gin-Erzeuger für sechs bis zehn dieser Botanicals, wobei auch eine größere Auswahl möglich ist. Besonders beliebte Botanicals sind: Zitronen- oder Orangen-(Schalen), Koriander, Engelwurz und Paradieskörner. Aber auch exotische Gewürze, wie Ingwer, Kardamom, Zimt oder Lavendel.

Das Aromatisieren des Gins kann nun mittels zwei unterschiedlichen Methoden erfolgen, durch die Mazeration oder mithilfe des Durchlaufverfahrens oder auch Perkulation. Distilled Gin darf ausschließlich mittels Mazeration erzeugt werden.
Bevor das Destillat in die Kupferbrennblasen gelangt, wird es von über 90% vol auf etwa 45% vol reduziert. Des weiteren werden die Botanicals gesäubert, getrocknet und möglichst klein zerteilt.

Bei der Mazeration werden die Geschmacksträger, wie Zitronen, Orangen, Gewürze, zum in der Brennblase befindlichen Alkohol zugefügt und müssen dort zwischen 36 Stunden und einigen Wochen einweichen. In dieser Zeit geben die Botanicals einen großen Teil ihrer Aromen in den Alkohol ab. Wird das Gemisch leicht erhitzt, wird das Auslösen der Aromen und ihre Abgabe an den Alkohol deutlich beschleunigt. Dieses Verfahren, das im Rahmen der Mazeration eingesetzt werden kann, wird auch als Digeration bezeichnet. Dem Brennmeister obliegt es, zu entscheiden, wie oft während des Destillierens die entstandene Flüssigkeit abgeschöpft und eine neue Extraktionsflüssigkeit eingefüllt wird, sodass er auch gezielt Einfluss darauf nehmen kann, welcher Extraktionsgrad und somit auch welcher Grad der Aromatisierung erzielt werden soll.

Auf der anderen Seite kann der Brennmeister die Botanicals in einem Geistkorb im Helm der Brennblase justieren und den aufsteigenden Alkoholdampf hindurchströmen lassen. Dabei löst der Alkoholdampf die Aromen und nimmt sie mit in den Gin.